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Ist Gottes Gnade genug?

Hebräer 12, 4-14

Bis jetzt hat euch der Kampf gegen die Sünde noch nicht das Letzte abverlangt, es ging noch nicht um Leben und Tod. Trotzdem werdet ihr schon mutlos. Ihr habt wohl vergessen, was Gott euch als seinen Kindern sagt: »Mein Sohn, wenn der Herr dich zurechtweist, dann sei nicht entrüstet, sondern nimm es an, denn darin zeigt sich seine Liebe. Wie ein Vater seinen Sohn erzieht, den er liebt, so erzieht der Herr jeden mit Strenge, den er als sein Kind annimmt.« Wenn ihr also leiden müsst, dann will Gott euch erziehen. Er behandelt euch als seine Kinder. Welcher Sohn wird von seinem Vater nicht erzogen und dabei auch einmal streng bestraft? Viel schlimmer wäre es, wenn Gott euch gar nicht erziehen würde. Dann nämlich wärt ihr gar nicht seine rechtmäßigen Kinder. Außerdem: Haben wir nicht unsere leiblichen Väter geachtet, die uns auch gestraft haben? Wie viel mehr müssten wir dann die Erziehung unseres göttlichen Vaters annehmen, der uns ja auf das ewige Leben vorbereitet. Unsere leiblichen Väter haben uns eine bestimmte Zeit nach bestem Wissen und Gewissen erzogen. Gott aber weiß wirklich, was zu unserem Besten dient. Denn wir sind seine Kinder und sollen ganz zu ihm gehören. Natürlich freut sich niemand darüber, wenn er gestraft wird; denn Strafe tut weh. Aber später zeigt sich, wozu das alles gut war. Wer nämlich auf diese Weise Ausdauer gelernt hat, der tut, was Gott gefällt, und ist von seinem Frieden erfüllt. Darum heißt es: »Stärkt die kraftlosen Hände! Lasst die zitternden Knie wieder fest werden!« Bleibt auf dem geraden Weg, damit die Schwachen nicht fallen, sondern neuen Mut fassen und wieder gesund werden. Setzt alles daran, mit jedem Menschen Frieden zu haben und so zu leben, wie es Gott gefällt. Sonst werdet ihr den Herrn niemals sehen.

 

Diese Textpassage scheint in unserer Kultur sehr atypisch zu sein. Zudem verwundert es auf den ersten Blick, solche Verse im neuen Testament zu finden, da doch Jesus für unsere Verfehlungen bereits bezahlt hatte und wir in ihm von Gott als gerecht angesehen werden und somit keine weitere Bestrafungen mehr nötig haben.

Und ja, Gott wird uns aufgrund unserer Sünde nicht mehr bestrafen. Aber er schaut auf unser Herz und greift zu disziplinarischen Massnahmen, um unsere Heiligung voranzutreiben. Disziplin kann laut Duden folgendermassen umschrieben werden: «das Beherrschen des eigenen Willens, der eigenen Gefühle und Neigungen, um etwas zu erreichen.» Selbstbeherrschung und Zielstrebigkeit sind in unserem Glaubensleben sehr erwünschenswert. Es sind essentielle Früchte des Geistes, die wir im Glauben erwerben und die Erreichung unseres Zieles ermöglichen: ein gottgefälliges, geheiligtes Leben zu führen. Der grösste Feind für unseren Wachstum im Glauben ist der Stolz. Deshalb sind die Demut vor Gott und die Gottesfurcht so wichtig. Dies beinhaltet auch, Gottes Züchtigungen anzunehmen und zu glauben, dass alles zu unserem Besten dienen wird – selbst die schweren Zeiten der Züchtigung. Gott züchtigt uns, wenn wir stolz werden, damit wir unser Ziel erreichen können: ein geheiligtes Leben zu führen. Denn nur das bringt uns wahre Freude und Lebensglück. Die friedevollsten Personen sind nicht diejenigen, die nie leiden müssen. Es sind die, die nach Gottes Willen leben. Deshalb sagt Gott auch: Wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Wer es aber um meinetwillen verliert, wird es für immer gewinnen. Der grösste Gewinn liegt nicht im jetzigen Leben.

Wir sollen aber darauf achten, dass Leiden nicht prinzipiell eine Züchtigung von Gott bedeutet. Wenn Satan dich deinem Erbe der Gesundheit, der finanziellen Mittel oder der Kraft beraubt, ist das nicht eine Züchtigung Gottes. Dies zu erdulden bedeutet nicht, dass wir unser Leben um Gottes Willen verlieren und es deshalb für immer gewinnen werden. Dies zu erdulden wäre eine Dummheit und einen Schlag ins Gesicht Jesu, der uns von all dem freigekauft hat. Sein Leben um Gottes Willen zu verlieren bedeutet, dass wir Verfolgung auf uns nehmen, weil wir Jesus lieben und ihm Nachfolgen; dass wir nicht unseren Wohlstand und Reichtum suchen, sondern für Gottes Willen und den Bau seines Reiches hier auf Erden leben. Und wenn Gott es zulässt, dass Anfeindungen durch andere Menschen kommen, dann kann er das dazu gebrauchen, um dich zu züchtigen. Siehst du, so genial ist Gott! Satan möchte uns durch Beleidigungen und Leiden kränken und müde machen – aber Gott geht mit uns dadurch und gebraucht es, um uns noch leuchtender zu machen! So wie ein Silberschmied das Silber in Feuer läutert, bis er sich selbst wie in einem Spiegel darin sieht, so lässt auch Gott uns in seiner Liebe durch Feuerproben gehen, damit wir ihm immer ähnlicher werden. Und dies bringt schlussendlich immer mehr Lebensfreude in unsere Herzen.

Ein Beispiel dafür ist Paulus, der Gott darum bat, seinen Pfahl bzw. Dorn im Fleisch wegzunehmen (2.Kor. 12). Er erkannte, dass dieser Pfahl ihm half, sich nicht zu überheben, sondern demütig zu bleiben. Gott antwortete ihm, dass er an seiner Gnade genügen soll, da seine Kraft in der Schwachheit von Paulus vollkommen werden kann. Dadurch lernte Paulus, sich an Schwierigkeiten zu freuen, da er Gott dadurch am stärksten durch ihn wirken lassen konnte. Paulus sagte übrigens, dass der Pfahl ein Engel Satans war. Das lässt darauf schliessen, dass der Pfahl eine dämonisch beeinflusste Person war. Der Kontext würde diese These bestätigen, da Paulus schwere Anfeindungen von falschen Lehrer und Anführer falscher Apostel erlebte. Ausserdem werden auch im Alten Testament Gegner Israels oft als Dorn oder Pfahl beschrieben. Die Leiden von Paulus waren daher nicht eine Krankheit oder etwas, was ihm sein Erbe in Gott entzogen hätte, sondern eine Anfeindung Satans, die er mit Freuden ertrug, da es seiner Heiligung und damit seinem wahren Lebensziel diente.


Alles trägt zum Besten derer bei, die Gott lieben.

Römer 8,28




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